Ostpreussische  Skudden

Die Skudde war ursprünglich in Ostpreußen und dem Baltikum beheimatet. Im 19. Jahrhundert zählte man dort noch über 70.000 Tiere. Durch Wirtschaftlichkeit kann diese Rasse nicht punkten, so verringerte sich der Bestand rapide nach dem 1. Weltkrieg im Zuge der rasanten landwirtschaftlichen Entwicklung. Im Jahr 1936 lebten nur noch 3.621 reinrassige Tiere in Ostpreußen, nur wenige davon überlebten den 2. Weltkrieg. Dank passionierter Schafzüchter erlebt diese Rasse ihr Revival in der heutigen Zeit.

Lynn

Die Ostpreußische Skudde gehört zur Gruppe der kurzschwänzigen nordischen Heideschafe, sie ist das kleinste deutsche Landschaf. Weibliche Tiere erreichen eine Widerristhöhe von maximal 50 cm, Böcke werden etwa 60 cm groß. Bei dieser Größe haben die Auen ein Lebendgewicht von ca. 30 kg, die Böcke werden ca. 45 kg schwer.

Schafe dieser Rasse sind besonders robust und widerstandsfähig. Daher ist diese Rasse gut geeignet für die Landschaftspflege, die Tiere können das ganze Jahr über im Freien gehalten werden. Ich schätze ihre Standorttreue und ihr ausgeprägtes soziales Verhalten. Skudden sind in der Regel eher scheu und fühlen sich erst in Gruppen ab ca. 10-15 Tieren wohl.

Die Brunst ist asaisonal. Ich favorisiere allerdings eine Lammzeit im Frühjahr, damit die Lämmer in die Zeit des frischen eiweißreichen Frühlingsaufwuchses hineingeboren werden. Zwillingsgeburten sind nicht selten.

Die Skudde ist mischwollig mit Stichel-, Woll- und Langhaaren. Macht man sich die Mühe und zieht die Langhaare heraus, bleiben die Wollhaare übrig, die einem Vergleich mit Merinowolle durchaus standhalten. Wer sich intensiver mit der Verarbeitung von Skuddenwolle beschäftigen möchte, dem kann ich die Webseite www.skud.de wärmstens empfehlen.

 

Welche Farbe hatte die ursprüngliche Ostpreußische Skudde?

 

Dazu habe ich in der Zeitschrift Deutsche Schafzucht 22/1993 einen interessanten Artikel gefunden: „50 Jahre Skuddenzucht im Zoo von Leipzig“. Professor Heck (Direktor des Tierparks München-Hellabrunn von 1927 bis 1969) importierte im Jahr 1941 einige Ostpreußische Skudden aus Litauen, um sie an die Tiger in seinem Tierpark zu verfüttern. Doch schnell war er vom Charme dieser kleinen Schafrasse verzaubert und behielt einige weiße Tiere, um mit ihnen zu züchten. Als der Zoo von Leipzig Interesse an den Tieren bekundet, schreibt er: „Viel zu schade zum Verfüttern“ und empfiehlt ebenfalls zur Zucht, nicht zuletzt, um den Erhalt der Rasse zu sichern. Zur Herkunft seiner Tiere schreibt er noch: „…In einer Skuddenherde kamen weiße, braune, braunköpfige, schwarze und scheckige Tiere vor. Es ist interessant und wichtig, diese Vielfarbigkeit der Rasse auch in Zukunft beizubehalten.“

 

IG Bunte Skudden

 

Im Mai 2016 gründen Kirstin Piert und Irina Böhme die Interessengemeinschaft Bunte Skudden, ich bin Teil der Projektleitung und zuständig für die Finanzen. Mit unserer Leidenschaft für bunte Skudden wollen wir genetische Vielfalt erhalten, dabei die individuellen Vorlieben der Züchter berücksichtigen und legen bei all dem ganz besonderen Wert auf gesunde Tiere.

Eine gute Skudde hat keine falsche Farbe ... mehr!

 

Babette, die ich 2017 auf der BraLa in Paaren/Glien ausstellen durfte, hat hier durch ihr außergewöhnliches Muster viel Aufsehen erregt. Sie ist doppelt grau und passte damit nicht in den damals gültigen Rassestandard der Skudde. Noch recht neu in der Welt der Schafzüchter musste ich feststellen, dass es also Tiere gibt, die nach allen Kriterien reinrassige Skudden sind, bei denen nur das Muster nicht in den Standard passt. Nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Hobby-Skuddenzüchtern erschien das sehr kleinkariert und eine heiße Diskussion entbrannte innerhalb des Schafzuchtverbandes und darüber hinaus.

Anfang März 2018 trafen sich der damalige Vorsitzende des Rasseausschusses Landschafe des VDL (Vereinigung deutscher Landesschafzuchtverbände) Herr Andreas Humpert, Herr Rösler (damals Zuchtleiter von Sachsen und Brandenburg), Frau Anke Mückenheim (1. Vorsitzende des Zuchtverbandes für Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe) und Frau Dr. Gunhild Kurt (ebenfalls im Vorstand des ZVSP) auf meiner Streuobstwiese, um an meinen bunten Skudden darüber zu diskutieren, wieviel Farbe und Muster in Zukunft erlaubt sein sollen.

Ein Antrag auf Änderung des Rassestandards im Zuchtbuch der Ostpreußischen Skudde war die Folge mit dem Ergebnis: "Die Vliesfarbe ist in der Regel weiß, schwarz, braun oder grau. Tiere mit Scheckung und Zeichnungen können auftreten. Die Erfassung der Farbe ist zwingend für alle Tiere. ... Die Farbe wird im Zuchtbuch vermerkt."

Auch der ZVSP wird in Zukunft Tiere nicht wegen ihres Musters vom Zuchtprogram ausschließen.

 

Ich bin sehr glücklich darüber, einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass nun auch all die wunderschönen Muster, wie light badgerface, english blue oder bronzed im Herdbuch der Skudde gezüchtet werden dürfen.

 

Herzlichen Dank an alle, die dieses Vorhaben unterstützt und vorangetrieben haben und an meiner Seite standen, wenn es mal "zu bunt" wurde.